Tuesday, March 25, 2008

Tibet-Demo vor der Chinesischen Botschaft in Wien

Meine Sicht der Dinge:

Seit dem Einmarsch versucht die Chinesische Regierung, die Tibetische Kultur zu vernichten. Sei es früher mit der großen Kulturrevolution oder heute durch die aktuelle "Chinesisierungs"-Politik. Beispielsweise hat auch der Bau der Eisenbahnlinie den Zugang nach Tibet für Chinesen entscheidend erleichtert.

Gleichzeitig bedeutet Kultur aber Identität, und Identität ist ein Grundbedürfniss des Menschen, und daher vollkommen legitim. Die Tibetische Kultur zeigt sich bisher auch erstaunlich widerstandsfähig gegenüber diesen chinesischen Einflüssen.

Bei China handelt es sich aber um einen vollkommen autoritären Staat, der es niemals zulassen würde, dass irgendwer oder irgendetwas seinen Machtanspruch in Frage stellt. Und diesen Anspruch sehen sie in Tibet durchaus gefährdet, selbst wenn der Dalai Lama ledeglich Autonomie, nicht Unabhängigkeit, fordert. Und China schreckt auch nicht davor zurück Menschenrechte zu verletzen, um diesen Anspruch auf Tibet zu verteidigen. Das ist die eine Seite der Medaille.

Nun haben aber die Tibeter, vor allem die jungen, offensichtlich das Gefühl, genug geschluckt zu haben.

In Lhasa sind spontan (zumindest ist mir nicht bekannt, dass es sich um eine geplante und koordinierte Aktion gehandelt hat) Proteste ausgebrochen. Aber die Gewalt hat sich nicht nur auf die chinesichen Behörden beschränkt, sondern richtete sich gegen alles chinesische: Chinesen, die zufällig in der Nähe waren, wurden vom Mob wahllos niedergeschlagen. Chinesische Geschäfte wurden geplündert. Das ist die andere Seite der Medaille.

Ich kann den Grundsätzlichen Anspruch der Tibeter auf Autonomie und Selbstverwaltung nur unterstützen - allerdings muss man auch sehen, dass die Mittel, die sie dazu einsetzten, nicht legitim sind. Ich Verurteile diese Gewaltausbrüche gegen die chinesische Bevölkerung. Auf diese Art und Weise entsteht eine Spirale der Gewalt, die einen friedlichen Konsens langfristig massiv erschweren wird - schließlich müssen die Chinesen, die jetzt Opfer der Gewaltausbrüche werden, danach ja auch irgendwo leben. Auf der anderen Seite - würde der Westen überhaupt hinschaun, wenn nicht Blut fließen würde??

Sehr viele der Demonstranten waren Tibeter, die Letzten Dienstag, am 18.3. fand auch vor der Chinesischen Botschaft in Wien eine Demo statt. Der Präsident der Österreichischen Exil-Tibeter Vereinigung (wenn ich mich nicht irre) hat dann anfangs auch eine Ansprache geführt, in der er gefordert hat, dass die westlichen Länder klar Stellung beziehen, und nicht nur den Schwanz einziehen.

Für viele der Tibeter war die Kundgebung sehr emotional - was ich verstehen kann, schließlich hatten viele auch Verwandte in Tibet, die direkt von der aktuellen Situation betroffen sind.

Nach dem singen einiger Tibetischer Lieder stürmten dann einige an den (noch wenigen) Polizisten vorbei vor die Botschaft, wo sie lautstark ihrem Unmut kund taten. Einem der Demonstranten gelang es, auf den Balkon der Botschaft zu klettern...



...wo er dann die chinesische Fahne herunter riss, und die Tibetische schwenkte.




Die Chinesische Botschaft hat ihn aber relativ schnell überwältigt, und in die Botschaft gezerrt. Erst nach ca. einer halben Stunde wurde er der Exekutive übergeben - erst danach löste sich die Demonstration langsam auf.

Plötzlich war dann auch ganz viel Polizei herum, und die Chinesen konnten wieder eine neue Fahne hissen...


Einen guten Bericht dazu: http://video.vienna.at/members.stadtreporter/flv-tibetdemo.flv/viewer.html

Meiner Meinung nach war diese Aktion legitim - da sie sich in erster Linie gegen die Chinesischen Behörden gerichtet hat, nicht gegen chinesische Bevölkerung.

Die Anliegen gehören jedenfalls unterstützt. Sucht euch Kundgebungen, auf die Ihr geht. Unterstützt einen Olympia-Boykott. Außerdem könnt ihr die folgende Petition an den Chinesischen Presidenten ganz einfach online unterstützen unterstützen:

Petition to Chinese President Hu Jintao:

As citizens around the world, we call on you to show restraint and respect for human rights in your response to the protests in Tibet, and to address the concerns of all Tibetans by opening meaningful dialogue with the Dalai Lama. Only dialogue and reform will bring lasting stability. China's brightest future, and its most positive relationship with the world, lies in harmonious development, dialogue and respect.

http://www.avaaz.org/en/tibet_end_the_violence/54.php?cl=66146994