Friday, April 20, 2007

Der Sinn meines Daseins...

nein, keine angst, das wird jetzt kein philosophiescher Beitrag ;) aber ich werd euch jetzt mal erlaeutern was ich hier ueberhaupt mache.

Da Bhutan eine Schwerpunktland der Oesterreichischen Entwicklungszusammenarbeit ist, unterhaelt die Austrian Development Agency, also die Organisation, die fuer die Durchfuehrung von Oesterreichischen Entwicklungszusammenarbeitsprojekten verantwortlich ist, hier in Bhutan ein Koordinationsbuero fuer alle Projekte.




Dabei machen Bhutan und Oesterreich meiner Meinung nach hervorragende Partner aus, da sich die Beiden Laender in vielen Dingen aehneln: Beide Laender liegen zum grossen Teil in den Bergen und haben dadurch ganz aehnliche Chancen und Probleme.

Bhutan hat ein irrsinniges Wasserkraftpotential (Hoehenunterschiede von Ueber 7000m und einige der hoechsten Niederschlagsraten der Welt machens moeglich) - Oesterreich hat viel Erfahrung und Know How in diesem Bereich zu bieten.

Bhutan hat mit seiner beeindruckenden Landschaft und gut gepflegten Kultur ein irrsinniges Potential fuer Toursimus zu bieten - auch in diesem Bereich hat Oesterreich seit vielen Jahrzehnten gute Erfahrungen sammeln koennen, die nun diesem Land weiter helfen koennen.

Fuer mich also doppelt interessant: Die Wasserkraft ist ein wichtiger Aspekt von Kulturtechnik und Wasserwirtschaft und da ich in einem Hotel aufgewachsen bin, kenn ich mich auch im Tourismusbereich ein wenig aus.

Auf diese Bereiche konzentriert sich auch die Oesterreichische Entwicklungszusammenarbeit in Bhutan. Einige grossere und kleinere Kraftwerksprojekte sind hier bereits durchgefuehrt worden, und die Einnahmen aus dem Stromexport nach Indien machen mittlerweile einen der groessten Posten im Staatshaushalt aus.
Zudem werden mit Oesterreichischen Mitteln einige entlegene Doerfer an die Stromversorgung angeschlossen, mit kleinen Kraftwerken werden ganze Taeler mit Strom versorgt.


Ausserdem wird die Renovierung eines der wichtigsten "Zhongs" - das sind Festungs-tempel-anlagen, die teilweise schon im 16. Jhdt. erbaut wurden und nach wie vor das weltliche und geistliche Zentrum der lokalen Verwaltung darstellen - in Trongsa unterstuetzt:




Und hier zum Beispiel der Zhong von Thimphu:




Eines der groessten Probleme im Tourismusbereich ist das das fehlende Know How – es ist kaum moeglich qualitativ guten Tourismus anzubieten, wenn gut ausgebildete Fachkraefte fehlen!
Um diese Problematik etwas entschaerfen vergibt Oesterreich seit 1974 Stipendien fuer einen einjaehrigen Tourismuslehrgang in Klessheim und Bangkok, bildet Mountain Guides in Nepal aus und dergleichen mehr.
Nur ein Tropfen auf den heissen Stein natuerlich, daher ist das naechste wirklich grosse Projekt eine Tourismusschule, die in naher Zufkunft mit Oesterreichischer Hilfe gebaut und betrieben wird.

Mit Tourismus hat auch meine Hauptaufgabe hier zu tun: Ich muss ein kleines ‚Impact-asessment’ des Stipendiumprojektes in Klessheim erstellen. Also herausfinden ob die Ausbildung dieser Leute einen gewissen Nutzen hat, ob sie ueberhaupt noch im Tourismusbereich arbeiten, was fuer Positionen und Einkommen sie heute haben usw.
Enorm interessant vor allem deswegen, weil ich dadurch die Gelegenheit habe mit vielen Leuten ins Gespraech zu kommen.

Die erste Woche habe ich damit zugebracht, ein halbwegs vernuenftiges Forschungskonzept und darueber hinaus bereits einen Fragekatalog fuer die verschiedenen Interviews zu erstellen.
Dabei hab ich enorm von der Forschungsreise in Guatemala profitiert, denn meine Aufgabe hier gestaltet sich im Prinzip ganz aehnlich - nur der Feldzugang ist wesentlich einfacher da uns die Erfahrungen der Interviewten in und mit Oesterreich ein Stueck weit verbinden.


Im Moment befinde ich mich gerade in der Phase der Interviews - ca. 15 habe ich bereits hinter mir, und in einer Stunde steht das naechste an, weswegen ich jetzt leider auch schon aufhoeren muss zu schreiben - aber ich glaube der Beitrag ist ohnehin schon lange genug ;)
Der naechste folgt dann Anfang naechste Woche - da kann ich euch dann auch von meinem Rafting-Abenteuer im Wild-White-Water Bhutans erzaehlen, dass ich dieses Wochenende (hoffentlich) erleben werde! Man (inkl. mir!) darf also gespannt sein!
bis bald - Lukas

9 comments:

peqoud said...

Also bei uns waren jetzt schon eiinnnige Klessheimer für Große Veranstaltungen hier, aber einer aus diese Gegend hab ich noch nie gesehen. Sahen immer also so europäisch an.

Manolo said...

Lukas, Lukas, was du alles machst...
liest sich super spannend dein Bericht und es gibt auch die ein oder andere Ähnlichkeit mit unserer Guatemala Reise (verdorbene Mägen, keine Schoki, Bier - sehr erstaunlich, Interwiews- dachte du machst eher was technisches dort, Forschungsblog..)- sehr schön.
Eines musst du mir aber noch sagen: Sehen selbst die Häuser in Buthan wie im Montafon oder am Arlberg aus oder sieht das bloß auf dem Foto (Zhong von Thimphu) so aus??
Bis zum nächsten Kommentar,
Lg,
Manuel

leggler said...

das "Institute of Tourism and Hotel Management" is der Internationale Ableger von Klessheim - der 9 Monatige Kurs is voll in Englisch, und da nehmen NUR internationale teil! Aber ich glaub, die bleiben oft ziemlich unter sich, auch weil das Programm relativ dicht gepackt ist...

Und, naja, wenn im Montafon auch jeder zweite einen Drachen oder einen riesen-Penis (Bringt Glueck! Die sind da halt nicht so verklemmt wie bei uns ;) auf seine Hauswand malen wuerde, dann wuerden sie sich ein bisschen aehneln ;)

Werd beim naechsten Beitrag ein paar Bilder posten!! lg

deggler said...
This comment has been removed by the author.
deggler said...

Servus Brüderlein,

ich druck deinen Blog grad für Omi und Opi in Kärnten aus, sodass die auch was von dir hören....

Ist jedenfalls sehr spannend und interessant!

lG David

leggler said...

Vielen Dank, das is super, und schick Ihnen ganz liebe Gruesse dazu!

Unknown said...

hallo lukas
ich waer jetzt gerne auch in den bergen von buthan (am besten auf dem 7000er). hier in jaipur ists verdammt heiss: das leitungswasser ist mittags so heiss, dass man sich dran verbrennt, also keine kalte dusche moeglich.

deine erzaehlungen klingen sehr schoen, und die bilder erzaehlen auch viel vom land! danke fuer die muehe.

das mit dem tourismusprojekt gefaellt mir nicht so besonders. nachdem ich gesehen hab, was tourismus aus thailand gemacht hat (der unterschied zu laos -das vor gut 40 jahren mit thailand vergleichbar war- ist wirklich super enorm) - oder goa in indien... und -tada- lech, ist ein schrecklicher ort.
tourismus bringt dem land viel geld, aber der preis fuers geld ist meistens die kultur, wie ich festgestellt habe - wird durch eine "scheinkultur" ersetzt, die dem touristen gefallen soll.

ich war in nepal in den kathmandu und pokara, neben dem himalaya die haupt tourismus zentren. dannach sind wir drei wochen durch die berge gewandert/geautostoppt, wo kein mensch englisch reden konnte, viele leute noch nie einen weissen gesehen haben... und diese gegenden waren die schoensten von allen.
wenn alles ver-touristisiert wurde ist es kaum noch moeglich den einwohnern offen zu begegnen, was du jetzt machst, mit ihnen reden und sie kennenlernen.
umso mehr touristen kommen, umso weniger sind die einwohner am besucher interssiert, sondern sehen ihn nur noch als geldquelle. hier in jaipur wollen mich jeden tag einige inder kennenlernen - nur um mich ueber ihre "geschaetsidee" zu informieren, und um mich zu ueberzeugen "mitzumachen": mich zu betruegen. das ist alles, was einen westler im tourismusgebiet anredet: diebe, bettler, gauner und andere die geld wollen.


naja, aber das ist nur meine erfahrung. ich bevorzuge die nicht touristiesierten gegnden, wo die leute offen und neugierig (und meist freundlich) sind.

viel spass und vielleicht bis bald.
indien visum endet am 6.juli, komme dann verm nach nepal, war sehr schoen dort!

liebe gruesse
philipp

Anonymous said...

Hoi!

Wie ist eigentlich die "Probewahl" verlaufen? Irgendwo hab' ich gelesen dass da Studenten gewählt werden - ich hoffe du hast dich da beworben ;-)

Ajo - jetzt hab' ich mittlerweile sogar an g'scheiten Sitzgurt ;-)

leggler said...

Es gibt allerdings einen gravierenden Unterschied zwischen den Destinationen Bhutan und Thailand: Bhutan legt extrem (Fast schon zu viel!!) wert auf die Erhaltung der Kultur, und setzt in Sachen Tourismus auf eine "maximum Output - minimum Impact" Strategie. Zudem wird sicher gestellt, dass es auch die Bevoelkerung von Bhutan ist, die vom Tourismus profitiert, indem keine grossen Auslaendischen Reiseunternehmen ins Land gelassen werden, die dann irgendwo einen Berg aufkaufen und einen Hotelkomplex hinkotzen wuerden.
Und ich glaube genau das ist auch das groesste Problem in Thailand und Indien - das der Profit ins Ausland in die Taschen von irgendwelchen Anlegern wandert und nicht zu den Leuten die in der Region eigentlich wohnen.

das ist auch der Grund, warum es nach wie vor so teuer ist, hier her zu kommen. Ueber diesen Weg wird Bhutan exclusiv gehalten, sie haben relativ wenig Touristen und trotzdem relativ viel Umsatz.

Bhutan kann man glaube ich wirklich nicht so leicht mit anderen Laendern vergleichen. Aber ich werde euch weiter berichten. Naechste Woche fahre ich in den Osten von Bhutan - das ist eine Region, in die sich praktisch ueberhaupt keine Touristen verirren, da es 2-3 Tagesreisen ueber eine Schlaglochpiste benoetigt, um dort ueberhaut erst mal hinzukommen.

und @Gerald: Brav mitm gurt, tust halt brav trainieren ;)Mock-elections siehe beitrag!