Thursday, May 10, 2007

Wild East 2 - Suiss Influence & Hydropower

Holodrio!

Es darf gejodelt werden, denn es geht in die Schweiz! Oder zumindest in eine Gegend, die der Schweiz am naechsten kommt, Bumthang: erstens gibts dort richtige glaciale Trogtaeler, mit richtigem ebenen Talboden und so (Das ist in Bhutan eher die Ausnahme, da der Himalaya viel Juenger ist als unsre guten alten Alpen, und die meisten Taeler nicht durch Gletscher entstanden sind), und auch die Vegetation ist sehr aehnlich. Zweitens hat sich dort vor vielen vielen Jahren ein Schweizer, Dasho (ein Bhutanischer Titel, aehnlich wie 'Sir' im Englischen) Maurer, niedergelassen. Und wie es sich fuer einen echten Schweizer gehoert gleich 20 Stk. echtes Braunvieh aus der Heimat mitgenommen!! Und damit die Region nachhaltig zu einer der innovativsten im Landwirtschaftsbereich gemacht:

Er hat angefangen dort Hartkaese zu produzieren (wenn auch nicht wirklich ordentlichen Bergkaese, so doch den gschmackigsten Kaese den man in Bhutan bekommen kann ;)

Er hat den Apfel(-baum) nach Bhutan gebracht - der hier wunderbar gedeiht und ein Exportschlager nach Indien ist und ausserdem zu Apfelsaft, -Most und getrockneten Apfelscheiben weiterverarbeitet und in ganz Bhutan verkauft wird.

Er hat eine echte Weissbierbrauerei gestartet (Wofuer ich ihm persoenlich am meisten dankbar bin ;)

Ausserdem hat er das Swiss Guesthouse gestartet, ein nach europaeischen standards einfaches aber sehr ordentliches Guesthouse. Jeder Schweizer wird sich dort jedenfalls wohl fuehlen, vor allem, weil man ab und zu auch einen Brocken Schweizerdeutsch von seiner Tochter, die jetzt den Laden schmeisst, aufschnappen kann.

Da hab ich dann gestern zu naechtlicher Stunde auch noch eine ganz nette, wahre Geschichte aufgeschnappt: Heinrich Harrer war vor ein paar Jahren in Bhutan, kommt natuerlich auch nach Bumtang und trifft dort eben auch besagten Dasho. Er schuettelt Ihm die Hand und stellt sich vor: "Heinrich Harrer, Sieben Jahre in Tibet". Darauf hin der Dasho: "Dasho Maurer, 25 Jahre in Bhutan"

;)

Aber er war nur der Stein des Anstosses: Mitlerweile gibts in Bumthang auch eine Imkereigenossenschaft, 'Bio Bhutan" verkauft erfolgreich allerlei Produkte, usw.
Jedenfalls eine interessante Region!

Danach gehts dann weiter in DAS Zentrum des Ostens - Tashigang. Ich war dann ueberrascht, nicht mehr als ein Dorf vorzufinden, wenn auch ein sehr schoenes!

Es macht aber auch deutlich, wie gross das Ungleichgewicht zwischen Osten und Westen in Bhutan ist. Der Weg in den Osten ist weit, kaum ein Tourist und kaum ein Geschaeft verirrt sich hier her. Und kaum jemand will sich der Aufgabe annehmen, hier etwas aufzubauen, alle wollen nach Thimphu...

Dort hat dann unsere eigentliche Arbeit begonnen: In Rangjung, ca. 45min weiter, ist mit Oesterreichischer Hilfe bereits Ende der 90er ein 2MW Wasserkraftwerk entstanden. Dass allerdings Momentan, besonders nach einem riesigen Hochwasser 2004, etwas unrund mit kaum 1/4 der eigentlichen Kapazitaet laeuft.

Hier hat das Hochwasser den ganzen Talboden mitsamt 12 Haeusern weggespuelt - das einzige was wie durch ein Wunder stehen geblieben ist, ist der Churton - Da versteht man, warum die Bhutaner (nach westlichen Standards) so aberglaeubisch sind.


Grund fuer das Unrund-Laufen des Kraftwerkes ist, dass sich ueber die Zeit viele kleinere Fehler angehaueft haben, die aber gemeinsam ein grosses Problem darstellen.

LOL!! Und des in am Kraftwerk! ;)
Auch das Projekt als Entwicklungsprojekt kann stark kritisiert werden: Dort haben die Oesterreicher den Bhutanern ein wunderbares High Tech Kraftwerk hingestellt, uebergeben, und haben sich verzischt. Nur leider ohne die Leute davor auch wirklich im Umgang mit der neuen Technologie zu schulen. Wodurch sie viele Wartungsarbeiten einfach nicht selber durchfuehren koennen. Zudem wurden Bauteile und Technologien verwendet, zu denen es hier in der Gegend einfach weder Know-How zur Wartung, noch Ersatzteile gibt. Damit war das Projekt von Anfang an nicht nachhaltig konzipiert.

Dazu kommt allerdings auch, dass es keinen konstanten Manager des Kraftwerkes gibt. Alle hoeheren Angestellten der Bhutan Power Cooperation versuchen eher so schnell wie moeglich in den Westen nach Thimphu zu kommen, auch hier zeigen sich Auswirkungen des Ost-West Ungleichgewichtes.
Nun wird man aber versuchen, das Projekt wieder auf die Beine zu stellen. Indem man einige der Problematischen Geraetschaften durch indische Technologie ersetzt (was technologisch zwar einen Rueckschritt, von der Nachhaltigkeit her aber einen Fortschritt darstellt), gemeinsam mit einem Oesterreichischen Technikerteam und der Kraftwerksmannschaft das gesamte Kraftwerk vollkommen auseinander nimmt, ordentlich wieder zusammenbaut und rekalibriert.
Aber zumindest haben wir daraus gelernt, und sind das zweite, allerdings wesentlich(!) groessere, Kraftwerksprojekt in Basochu (Das wir auch besichtigen konnten) anders angegangen.


Uebrigens das groesste Entwicklungsprojekt, dass Oesterreich je finanziert hat.
Und dieses Projekt hat sich mittlerweile zu einem richtigen Vorzeigeprojekt gemausert: Die technische Konzeption ist einwandfrei, das Personal wurde ausreichend geschult, es gibt einen engagierten und guten Manager und das Werk laeuft und laeuft und produziert wie eine Geldmuehle Strom fuer den Indischen Markt. Und auch die Rueckzahlung der Kredite funktioniert anstandslos.

Im Moment ist gerade ein zweites Grosskraftwerk im Gespraech - dieses hat allerdings mit Entwicklungshilfe nichts mehr zu tun, hierbei handelt es sich um ein ganz gewoehnliches Wirtschaftsprojekt. Allerdings hoffen die Oesterreichischen Firmen natuerlich, den Auftrag zu bekommen, da auch die Bhutaner mit der Arbeit in Churichu sehr zufrieden sind.
Wers am Schluss wirklich bekommt, haengt allerdings von der Attraktivitaet des Angebots und der Finanzierung ab. Indien hat natuerlich auch ein starkes Interesse Kraftwerke zu bauen, schliesslich sind sie der Hauptabnehmer fuer den produzierten Strom.

Ausserdem bedeutet die Finanzierung eines Kraftwerkes fuer Indien gleichzeitig eine enorme Wirtschaftssubvention: Denn wenn Indien in Bhutan baut, baut es ausschliesslich mit Indischen Firmen, Arbeitern, Bauteilen usw. - Es steht danach zwar ein funktionierendes Kraftwerk da, es wurde allerdings kein Beitrag geleistet, beispielsweise die Bhutanische Bauindustrie zu foerdern, oder gar Know-How in Bhutan zu schaffen.Und dieses Kraftwerk ist nach Indischen Standards konzeptioniert - d.h. veraltete Technologie (Die bei Grosskraftwerken wie diesem im Gegensatz zu Kleinkraftwerken einfach nicht sinnvoll ist) und es werden moeglichst viele Arbeitsplaetze geschaffen.Bei uns werden Kraftwerke weitgehend automatisiert um Personalkosten zu sparen (und diese Technologien werden von Oesterreichischen Firmen auch in Bhutan implementiert). Prinzipiell ist es zwar nichts schlechtes, Arbeitsplaetze zu schaffen und damit die Bevoelkerung auch etwas mit profitieren zu lassen. Da Bhutan aber keinen so enormen Arbeitskraefteueberschuss wie Indien hat, macht diese Strategie hier weniger Sinn. Basochu beschaeftigt beispielsweise 90 Personen, ein Indisches Kraftwerk der selben Groessenordnung 140. Bei uns waeren solche Kraftwerke vollkommen automatisiert, so dass nur eine Person in der Schaltzentrale am PC 4 oder 5 solcher Kraftwerke bedient...

Die Bevoelkerung in Bhutan profitiert vor allem ueber den sehr guenstigen Strompreis von den Wasserkraft Ressourcen Bhutans (Was gleichzeitig allerdings auch wieder Probleme schafft, da der Gedanke der Energieeffizienz dadurch weitgehend torpediert wird...). Ausserdem werden 15% der aus dem Stromverkauf entstandenen Einnahmen per Parlamentsbeschluss direkt in soziale Bereiche investiert - und Stromverkauf nach Indien stellt den groessten Posten im Budget dar!
Uiii, jetzt is der Beitrag doch schon sehr lang geworden - ich hoffe ich habe Euch mit meinen Ausfuehrungen ueber Hydropower in Suedasien nicht allzusehr gelangweilt! Ich werde wohl noch einen dritten Teil anhaengen muessen, denn ich habe noch mehr zu erzaehlen!
Bis bald!

3 comments:

sebi said...

"rekalibriert" ... also wenn du eine calibration software brauchen solltesch... *händerreib* weisch e dass du do uf eigenbau qualitätsproduktion zruckgriefa kasch!! (cm_FCS 4 eeeeveeer ;-)

Anonymous said...

Ja was soll man sagen - voll interessant!!

Und "never put on" ist einfach nur cool ;)

leggler said...

der Typ mit dem ich unterwegs war, der Energie Konsulent, is uebrigens ein Kulturtechniker - und hat einen interessanten Werdegang hinter sich: ein Kulturtechnischens Buero in Westafrika aufgebaut und war Leiter der Auslandsabteilung vom Verbund, mit dem er dann auch ueberall auf der Welt herum gereist ist... Und der Verbund muss mal eine ziemlich grosse auslangsabteilung gehabt haben...

Also, Kulturtechniker, man kann in der ganzen Welt viel anfangen mit unserem Studium!!

ps: @Gerald: bei dem "Never put on" hab ich auch als erstes an dich denken muessen (erster gedanke:"Wie is der gerald da her gekommen!" ;)

@Sebi: jaja, das waer GENAU das Zeug, des die da brauchen wuerden - aber vielleicht is es zu high tech - da iwrd eher noch die indische strommessmethode verwendet: Ein Inder greift hin, und wenn er tot umfallt is strom drauf... *fieees* ;)